Armut und Wohnungsnot, vor allem in Großstädten, waren in Deutschland eine der Folgen des Ersten Weltkrieges. Die Anzahl der wohnungslosen Menschen nahm zu, viele Menschen konnten ihre Miete nicht mehr bezahlen und mussten ihre Wohnungen räumen. In der Weimarer Republik hatte fast eine halbe Million Menschen keine eigene Unterkunft.
Als frommer Christ mit stark ausgeprägter sozialer Verantwortung setzte sich Georg Kropp Zeit seines Lebens für seine weniger privilegierten Mitmenschen ein. Kropp machte es zu seiner Lebensaufgabe, den Menschen zu eigenem Grund und Boden zu verhelfen. Bereits 1912 schlug er dem Guttempler-Orden vor, seinen Mitgliedern durch Zwecksparen den Bau von Eigenheimen zu ermöglichen. Sein Antrag stieß jedoch auf Ablehnung.
An seiner Idee hielt Kropp jedoch weiterhin fest und kämpfte zielstrebig und unermüdlich dafür. So machte 1921 das Bausparwesen mit der Gründung des Vereins Gemeinschaft der Freunde durch Georg Kropp und seinen Freundeskreis in Deutschland seine ersten Schritte.
Die Inflation 1922/23 machte dieser Einrichtung jedoch zunächst einen Strich durch die Rechnung. 1924 startete Kropp mit seiner Clique einen neuen Versuch, indem er innerhalb des noch fortbestehenden Vereins Gemeinschaft der Freunde eine Bausparkasse mit Sitz in seinem Wohnort Wüstenrot ins Leben rief. Fast gleichzeitig erschien unter der Herausgeberschaft Georg Kropps die Bausparkassen-Zeitschrift „Mein Eigenheim“, die es bis heute für Wüstenrot-Kunden gibt.
Die Idee des Bausparens fand relativ schnell großen Anklang. Zahlreiche Bausparverträge wurden abgeschlossen, so dass etwa ein halbes Jahr später bereits das erste Baugeld zugeteilt werden konnte: 10.000 Mark für das erste Bausparerheim. Dieses steht bis heute in Heidenheim an der Brenz.
Der Erfolg der GdF war nicht mehr aufzuhalten
Auch die Zahl der Belegschaft stieg rasant von sechs zum Jahresende 1924 auf über 200 im Jahr 1928. Das kleine Wohnhaus der Kropps war dafür natürlich längst nicht mehr ausreichend. Weitere Flächen wurden in Wüstenrot angemietet und dort ein Villenareal angekauft, in das zwei Bürogebäude hineingebaut wurden. Nachdem das Unternehmen weiterhin expandierte und auch der neue Firmensitz um die „Villa Daheim“ bald nicht mehr ausreichte, beschloss 1928 die Mehrheit des Aufsichtsrats den Teilumzug der Bausparkasse nach Ludwigsburg. Dort hatte die Stadtverwaltung eigens für die Gemeinschaft der Freunde (GdF) ein modern gestaltetes Verwaltungsgebäude errichten lassen, welches 1930 bezogen werden konnte. Da Kropp die Bausparkasse untrennbar mit dem Dorf Wüstenrot verbunden sah, trat er nach reiflicher Überlegung von allen Ämtern bei der Gemeinschaft der Freunde zurück.
Zuteilung – vom Suppentopf zur mathematischen Formel
Das Zuteilungsverfahren der GdF Wüstenrot war während der ersten Jahre eher außergewöhnlich. Immer wenn genügend Geld in der Kasse war, wurde per Losverfahren entschieden, welcher Bausparer den Zuschlag zum Hausbau erhielt. So wurden am 29. Juli 1925 insgesamt 362.000 Reichsmark während einer Pfarrertagung durch Los an die Bausparer verteilt.
Dr. Hermann Schuon wurde 1926 Geschäftsführer der Bausparkasse GdF, um das bis dahin unausgearbeitete Zuteilungsverfahren in korrekte Bahnen zu leiten. Schuon holte sich einen Versicherungsmathematiker, der das bis heute in allen Kassen Bestand habende Zeit-mal-Geld-System hierfür entwickelte. Daraufhin gelang auch politisch der Durchbruch des Bausparwesens im Deutschen Reich.
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